Zeit- geschehen
Zeit - geschehen
Mittagsruhe, ich im Sessel, Kopfhörer auf den Ohren, Anja bringt mir das Telefon…. Für dich.
Am anderen Ende der Leitung ist H. Eigentlich unglaublich. Die ehemalige Personalleiterin meines damaligen Arbeitgebers. Kopf und Arsch mit dem Geschäftsführer, jetzt wo ich fast 2 Jahre in Rente bin, meldet die sich. Was steckt denn da dahinter?
Ihr Mann hatte vor etwa einen Jahr einen Schlaganfall. Jetzt pflegebedürftig. Sie kann nicht mehr.
Er geht zwei Mal die Woche in die Tagespflege. In der Kurzzeitpflege war er auch schon, hätte auf Dauer dort bleiben sollen, hat dann aber nicht so geklappt.
Jetzt zu Hause. Zustand irgendwas mit Zwischenstadium zum Gemüse.
Sie wäre auch nicht mehr Mitglied im Trägerverein. Wäre ein Jahr nach ihrer Rente ausgetreten. Niemand hätte sich mehr um sie bemüht. Und das obwohl sie dreissig Jahre … Ich antworte ihr, bei mir waren es dreiunddreissig Jahre. Ja, sagte sie, ich wäre so plötzlich ohne ein Zeichen weg, keiner hätte gewusst was los ist. Ich antwortete: Das kann aber nicht sein, so wie ihr euch mir gegenüber verhalten habt, das hätte so nicht sein müssen. Ich habe an meinem letzten Arbeitstag meine Vereinsmitgliedschaft gekündigt, meinen Stellplatz in der Garage. Da war es höchste Zeit Abstand zu dem Laden zu gewinnen. So ein ekliges Verhalten von euch, das wäre nicht nötig gewesen, da hätte man anders und besser mit mir umgehen müssen. Sie räumt ein, dass da eine Schieflage war. Ja, sagt sie, von den „Alten“, (damit bin wohl auch ich gemeint) ist auch keiner mehr da. Die Ch. hatte einen Schlaganfall, die C.ist in Rente, die A. ist woanders hin, S. aus KL ist auch ausgeschieden…. Der P. (unser Chef) ja auch, sage ich, mit dem hatte ich noch eine heftige Unterhaltung in Spanien (Meine Motorradreise Frankreich-Spanien-Portugal 2022). Da hab ich ihm gesagt, „Halt den Mund, du bist tot!“ (Er ist wie ich gehört habe im Oktober 2021 im KH in Essen an einem Tumor verstorben).
Zu H. sage ich: Ich habe zu niemandem aus dem Laden noch Kontakt. M. hatte sich mal gemeldet, aber da war keine Basis.
Worte gehen hin und her, irgendwann meint sie am Ende des Gesprächs, „du kannst dich ja mal bei mir melden.“
Ehrlich gesagt, ich bin reichlich fassungslos. Aber,- ich fühle mich letztlich doch in meiner Grundeinstellung bestätigt. Denn ich bin festen Glaubens, dass sich früher oder später alles irgendwie auszahlt oder irgendwie rächt. Im Leben bleibt sich das Leben nichts schuldig. Im Tod auch nicht.
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