ok, jetzt ist es passiert. aus den nebeln der vergessenheit, drängen erinnerungen ans tages, - nein ans nachtlicht, weil es ist ja im momemt eigentlich geisterstunde. vielleicht auch deswegen.
es begab sich zu jener zeit, als ich in düsseldorf studierte. zwei tapfere eltern kümmerten sich aufopferungsvoll um den von ihrem gewissenlosen sohn in ihrer obhut zurück gelassenen hund namens charlie.
(solltet ihr den namen schon einmal gehört haben, soviel um das zu lokalisieren, schaut unter "mama..." nach)
papa war zu dieser zeit noch werktätig und an jenem tage kam er gerade von der arbeit. flugs in die bequemen und dann mit "DEM HUND" gassi gehen. charlie brauchte wenn er mit mir auf wanderschaft ging, nie eine leine. brav war er, folgsam wie ein lamm.
rein informative frage: "hat schon mal jemand ein folgsames lamm gesehen?" wenn ja bitte melden. und - er hörte aufs wort. nicht immer verstand er die worte, aber im prinzip war alles im grünen bereich. mein papa war ob seiner grossen und langjährigen erfahrung bei der aufzucht von schäferhunden der auffassung, dass charlie, in dem fall "DER HUND", auch bei ihm ohne leine spazieren gehen kann.
ohne zweifel konnte charlie das hervorragend, zumal ohne leine auch viel mehr auslauf da war. wie die geneigten leser vielleicht schon gelesen haben, war schliesslich und endlich meine mama zu der feststellung gekommen überhaupts nie mehr und sowieso mit oder ohne leine mit "DEM HUND" irgendwas zu machen ausser vielleicht was zu fressen geben und zu saufen. und das nur im ernstfall!
ok, zurück zu den beiden hauptakteuren. papa und charlie.
auf dem rückweg vom gassi gehen- über weite felder und wiesen - war eitel sonnenschein. pflegeherr und hund verstanden sich prächtig. etwa 200 meter waren noch bis zum garten zurückzulegen, als...
vorbemerkung:
der nachbar meiner eltern... FALSCH! nochmal.
der nachbar von charlie war charlies bester freund.
weiter gehts:
...als der nachbar mit einer schubkarre voll mit gartenabfällen zur benachbarten weide fuhr, um den eben dort grasenden jungbullen, frisches futter zu bringen.
die bullen fanden das eine gute idee und kamen auch schnell auf den nachbarn, der gerade die schubkarre entlud, zugerannt.
just in diesem moment treten mein vater und eben "DER HUND" auf den plan.
charlie hatte für einen hund erstaunlich gute augen. aufmerksam beobachtete er das szenario.
seine gedanken müssen in etwa diese gewesen sein:
"...jungbullen rennen. jungbullen rennen auf den nachbarn zu. jungbullen haben vorne hörner. hörner machen aua. jungbullen sind blöse. hilfe tut not!"
charlie kam also zur entscheidung seinem nachbarn zu hilfe zu eilen. es müssen kubikmeterweise die grassoden geflogen sein, als er sich der übermacht von jungbullen aufopfernd entgegen warf. über den weidezaun, wie mein papa berichtete sei er förmlich geflogen den rindern entgegen, während mein papa irgendwie zwischen den weidedrähten hindurchkletternd und immer "charlie! charlie!" rufend "DEM HUND" hinterher war.
die jungbullen waren, rein mental, der sache nicht gewachsen und traten den überstürzten rückzug an. das fand charlie irgendwie klasse und hechtete der rinderherde hinterher.
mein papa, immer noch "CHARLIE! CHARLIE!" brüllend, hinter charlie her.
nach den aussagen der augenzeugen, die sich aus der, inzwischen herbeigeströmten, gesamten nachbarschaft zusammen setzte, müssen sowohl die rinder und charlie wie auch mein schreiender papa etliche runden über die weide gerannt sein ohne an ernstlichen abnutzungserscheinungen zu leiden.
besonders charlie tat sich, durch heldenhafte aktionen wie einen (oder mehrere?) jungbullen umzureissen und selbigen dadurch in schach zu halten, hervor. leider war ich selbst nicht zugegen, aber die zeit- und augenzeugenaussagen wussten meine vorstellungskraft, auch farblich, zu illustrieren.
in welcher runde dann das rennen abgebrochen wurde konnte keiner mehr mit sicherheit sagen. es ist lediglich überliefert, dass als einziger der nachbar einen mehr oder weniger kühlen kopf behalten hat. der hat nämlich, als sich hierzu eine günstige gelegenheit bot, dem tapferen charlie mit einer "platten schöpp" (schaufel) eins übergezogen, worauf charlie, verständlicher weise beleidigt, das spielfeld verliess.
irgendwo auf der weide muss dann mein papa atemlos gestanden haben, die jungbullen waren auch nicht mehr ganz frisch.
charlie machte sich noch lange gedanken darüber, wie schnöde er ob seiner tapferkeit von allen behandelt wurde. kein wort des lobes, statt dessen missachtung von allen seiten. sein mut, sich der übermacht von rindviechern zu stellen und meinen papa bei der jagd tatkräftig zu unterstützen wurde ihm, - und da war er nicht von abzubringen - , schlecht entlohnt.
hatte das pflegeherrchen ihn nicht frenetisch angefeuert durch sein "Charlie! Charlie!"?
etwas später:
es kam wie es kommen musste. auch an diesem tag war irgendwann die uni aus.
"rabimmel rabammel, rabumm, bumm bumm!"
als dann abends noch der bauer an der haustüre klingelte und fragte, ob wir vielleicht eine ohrmarke eines der jungbullen gefunden hätten, denn einem von ihnen würde nun das betreffende ohr fehlen, war die stimmung ziemlich im keller.