Es war eine richtig schöne Geburtstagsfeier. Maria und Herbert waren da, jochen war da, Birgit, Inge, Siggi, meine Familie und natürlich ich.
Abends wurde zusammen gesungen und an "Leaving on a Jet Plane" von John Denver kann ich mich besonders erinnern. In ewig scheinenden Wiederholungen wurde das Lied geträllert, Jochen und ich auf der Gitarre, Birgit, die eine herausragende, feste und melodische Gesangstimme hatte, Inge und Siggi, alle gemeinsam immer wieder. Nur diese Geburtstagsfeier verlief anders, trotz aller Harmonie wurde sie etwa um 1 Uhr nachts beendet, und das obwohl wir in bester Laune waren und noch stundenlang dieses und andere Lieder hätten weiter singen können.
Statt dessen wurde die Feier mit gemischten Gefühlen abgebrochen.
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Sowas, wie dieser hier, der lt. Beschreibung auch ein Automatik ist. |
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Draussen vor dem Haus parkte der dunkelblaue 200er Mercedes-Leihwagen von der AVIS, der sollte mich und Siggi, die sich bereit erklärt hatte mich auf dieser Fahrt zu begleiten und bei Laune zu halten, nach Pinneberg bringen. Dort sollte ich das Auto abstellen und einen Mercedes 508 Hochkasten LKW (auch AVIS) zurück nach Düsseldorf fahren, denn für mich hiess es, raus in die Welt. Brötchen verdienen. Als wirklich "armer" Student wollte und musste ich meinen Lebensunterhalt, abgesehen von den 90,-DM BaföG und dem Wohnen in einem kleinen Appartment im Haus der Eltern, selbst bestreiten. In der Zeit war Geld verdienen eng mit der AVIS Autovermietung verbunden. Autos hin und her fahren, LKW die in Einwegvermietung unterwegs waren, nach Düsseldorf zurück holen, den Anfahrtsweg dorthin mit einem AVIS-Pkw abspulen, dann direkt wieder zurück. Oft genug nicht ganz direkt, denn Städte wie z.B. Paris, verlangen regelrecht nach einer Sight-Seeing-Tour am LKW-Steuer, denn wo sonst hat man so ungehinderten Ausblick auf die Gegend, wenn nicht in einem LKW Fahrerhaus.
In dieser Nacht verlief die Fahrt wie üblich, relativ ereignislos. Lediglich bei einem Tankstop ungefähr zwischen Oldenburg und Bremen, verfrachtete ich in der Autobahnausfahrt die gute Siggi in den Beifahrerfussraum. Der Fehler lag ganz bei mir, denn ein 200er Mercedes war üblicherweise nicht mit Automatik ausgestattet und als ich beim Ausrollen zur Tankstelle schliesslich Auskuppeln wollte, betätigte ich versehentlich das Bremspedal, und das mich voller Wucht.
So kam es, dass die ohnehin nicht grosse Siggi, sich binnen Sekundenbruchteilen im Beifahrerfussraum wiederfand. Unglücklicherweise hatte sie angesichts der nahen Autobahnraststätte schon den Sicherheitsgurt abgelegt.
Nach tausend (mindestens) Enschuldigungen meinerseits, und nach Auffüllen des Fahrzeugtanks, ging es ohne weitere Zwischenfälle nach Pinneberg, wo der rote 508er auf uns wartete.
Fahrzeugwechsel in tiefster Nacht wie damals bei der AVIS üblich.
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Mit einem solchen Modell wurde diese und auch die Reise von Paris aus gemacht. Geniales Fahrzeug!!! | |
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Dann die Rückfahrt, nun aber mit maximal 96km/h statt mit 185 wie mit dem 200er.
Hinter dem Elbtunnel eine der ersten Raststätten, oder war es sogar die erste, ich erinnere es nicht mehr genau, jedenfalls war dort höchste Zeit eine kleine Schlafpause zu machen. Es war Winter, es war kalt. Der 508er hatte keine Standheizung, aber ich hatte vorsorglich warme Decken mitgebracht und so wurde eher schlecht als recht im geräumigen Fahrerhaus eine provisorische Bettstatt gebastelt.
Decken drüber und nun galt es schnell im Akkord Kampf zu schlafen, denn der 508er sollte am 13.12. mittags in Düsseldorf vermietet werden.
Es sollte anders kommen wie sich zeigen würde.
Mitten im Schlaf weckten mich mühsam und quälend langsam mit heulenden Motoren anfahrende LKWs auf. Ein Blick aus der Bettdecke wagend, erkannte ich ausser einem gelblichen Grau nichts.
Die gelb leuchtenden Raststättenlaternen illuminierten ein heftiges Schneetreiben. Alarm!
Nichts wie auf! Es war noch vor fünf Uhr, also noch Zeit sich aus dem Berufsverkehr von Hamburg und Bremen heraus zu schaffen.
Mit Alarmstart los und ab auf die Piste.
Siggi bekam alle verfügbaren Decken und rollte sich brav in der äussersten rechten Beifahrersitzecke ein um ihren Schlaf fortzusetzen.
Mit ging es nun nur noch darum, solange der Schnee nicht fest auf der Piste angebacken war, Strecke in Richtung Düsseldorf zu machen.
Bis Oldenburg klappte das auch einigermaßen. Dann aber überholte uns das Unwetter auf seinem Weg gen Süden und die Autobahn war mit einer festen Schneedecke eingepackt.
Schon damals gab es unvernünftige Autofahrer. Und das vor der Erfindung und Einführung von Fahrer-Assistenzsystemen wie ABS und EPS.
Reihenweise ballerten die PS-starken Pkw´s an uns vorbei, nur um irgendwo und irgendwann später , weil ihre FahrerInnen wegen der Glätte die Kontrolle verloren hatten, in den Hecken oder Gräben zu liegen.
Die Folge war zäh fliessender Verkehr, schliesslich Stau.
Und das verhiess nichts Gutes.
Schliesslich erreichten wir Düsseldorf am späten Nachmittag, heil und ohne Blessuren, aber deutlich ausserhalb der geplanten Zeit.
Später habe ich Jochen noch einige Male getroffen und einige Zeit danach ganz aus den Augen verloren. Ihm verdanke ich die Kenntnis der Genialität der Citroen 2 CV. Er hat mich mit diesem 2CV Virus infitziert und die Folge waren insgesammt 7 eigene "Enten". Danke Jochen!
Birgit und Inge habe ich in Folge einer heftigen Meinungsverschiedenheit während einer privaten Winterferienfreizeit in Waldersbach in den Vogesen am Folgetag in Schirmeck ins Bähnchen nach Hause verbracht und danachverloren. Der Streit war denn auch zu heftig und ihr Verhalten so unterirdisch, dass ich auch heute noch der Auffassung bin, dass solchen selbstbezüglichen Frauen deutliche Grenzen gezeigt werden müssen. So war es dann wohl auch.
Siggi, die gute Seele, habe ich noch während des Studiums einige Male besucht aber schließlich doch aus den Augen verloren. Ihr verdanke ich die Kenntnis vom "Hobbit" und in Folge auch des "Herrn der Ringe", denn ich fragte sie nach dem Sinn des Aufklebers auf der Motorhaube ihres grauen VW Käfer wo "Bilbo Beutlin" stand. Da hat sie mir das Buch "Der Hobbit" geliehen. Seit dem liebe ich die Buchausgaben vom Hobbit und vom Herrn der Ringe, in deutsch und in englisch. Die Verfilmungen lehne ich eindeutig ab. Siehe hierzu folgenden Link:
http://www.lovingarts.de/dermordimkopf/
Ja, eine Geburtstagsfeier kann nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Die hier nacherzählte war am Abend des Mittwoch, den 12.12.1979, also heute vor dreiunddreissig Jahren.
Damals wurde ich zweiundzwanzig, heute bin ich fünfunffünfzig Jahre alt geworden.
PS: Rudolf Vogel, mein damaliger Chef bei Avis. Schön dich gekannt zu haben.
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